|
|
Telegrafiebetrieb mit kleinen Sendeleistungen
(QRP-Betrieb)
Morsen bei eingeschränkten Möglichkeiten und in der Natur
- Grundlagen
- Betriebstechnik
- Outdoor-Aktivitäten
- Bakenbeobachtung
- Funkwetteranalyse
Grundlagen
Das Morsen ist eine ideale Betriebsform
für den Betrieb mit kleinen Leistungen. Die schmale CW-Bandbreite
mit dem günstigen Signal-/Rauschabstand (S/N) stellt bereits einen
erheblichen systemischen Vorteil gegenüber den breitbandigen
Sprach- oder Digitalverfahren dar. Hinzu kommen noch die positiven psychoakustischen Effekte durch den
empfohlenen, bevorzugten Hörempfang tieferer Audiofrequenzen. Von
Vorteil ist auch, dass die "Verordnung über das Nachweisverfahren
zur Begrenzung elektromagnetischer Felder (BEMFV)" im QRP-Betrieb keine Anwendung
findet.
Und: Verglichen mit der üblichen Standard-Ausgangsleistung von 100
Watt ergeben sich im QRP-Betrieb auf der Empfängerseite bei einem
Output von 5 Watt oder 1 Watt folgende Signalunterschiede (siehe auch S-Stufen):
5 Watt = Verringerung auf ca. 2 S-Stufen (-13 dB)
1 Watt = Verringerung auf ca. 3 S-Stufen (-20 dB)
|
Vergleichsbeispiel: März 18 UTC, 3.5 MHz, SSN 50, Dipol
in 8m Höhe
Dunkelgrün ITU-S/N-Mindestwert für schwundbehaftete Bedingungen
Hellgrün ITU-S/N-Mindestwert für stabile Funkbedingungen
(S/N)
|
Vergleich CW-SSB: Da das CW gegenüber SSB einen 10 dB S/N-Hörgewinnvorteil
aufweist, ist bei gleicher Sendeleistung eine größere CW-Reichweite
zu erzielen oder auch anders: eine grob ähnliche Reichweite bei 5
Watt CW zu 100 Watt SSB.
Sind die Ausbeitungsbedingungen ideal, d. h. hat der Funkweg nur
(sehr) geringe ionosphärische Beeinflussungen oder Dämpfungen -
sind die schwachen QRP-Signale im Verhältnis zu den verbreitet
stärkeren 100 Watt-Stationen meist immer noch gut zu empfangen.
Sind diese 100 Watt Stationen dagegen ebenfalls schwach (~S 4 bis
5), können Sender mit geringer Sendeleistung dann nur schwierig
oder überhaupt nicht empfangen werden. Die rund zwei S-Stufen
Unterschied sind eben Gesetz!
Aber: Wandelnde ionosphärische Bedingungen (foF2) oder eine
clevere, von der Funkwellenausbreitung bestimmte betriebliche
Frequenz- und/oder Zeitwahl geben dem QRP-Amateur gute Chancen.
Aber gleichzeitig ist auch die Optimierung der Station ein
wesentlicher Punkt für den Erfolg. Das Ziel ist, die
Leistungsverluste (Kabel, Stecker, Anpassung) so gering wie möglich
zu halten, die meist portable Antenne so perfekt wie möglich
aufzubauen. Somit ist es nicht nur ein simpler Betrieb mit einer
geringen Sendeleistung, sondern auch eine kenntnisreiche
Herausforderung an den optimalen Betriebsaufbau.
In der Gesamtbetrachtung ist das Morsen ein sehr effizientes Verfahren für
geringe Sendeleistungen, zudem im Gegensatz zu den digitalen
"Non-Ragchew-Verfahren" (z.B. FT8) immer noch ein echtes Funkgespräch möglich ist. Und
eIn weiterer Vorteil ist: Im Outdoor-Betrieb ist kein
platz-/gewichtskostender Digi-Rechner erforderlich.
QRP-Vorteile:
- Geringer Stromverbrauch
- Kleine Gerätegrößen
- Keine Radio- / TV-Störungen
- Keine Selbsterklärungspflicht
- Sportlichkeit durch Minimalfunk
- Sehr hoher Spaßfaktor!
|
QRP-Nachteile:
- Konkurrenz durch stärkere Stationen
- Erschwernis durch schwaches Signal
- Erhöhte Störungswahrscheinlichkeit
|
Tipp: Nicht nur für den Selbstbau ist
das hilfreiche QRP-Forum empfehlenswert!
Betriebstechnik
Besonders ausgewiesene Aktivitätsfrequenzen für den Betrieb mit
kleinen Leistungen erhöhen die Chancen zum Kontakt. Hier sind
Anrufe - gerade von und an schwache Stationen - besonders
erwünscht. Wer hier antwortet, ist gern zum QRP-Funk bereit.
Zur Kennzeichnung eigener QRP-Ausstrahlungen wird häufig der
Rufzeichenzusatz "/QRP" beigefügt. Zitat: "Dem Rufzeichen können
international gebräuchliche Zusätze beigefügt werden. Diese dürfen
das zugeteilte Rufzeichen nicht verfälschen." (AFuV). Dies wird aus
verständlichen Gründen gern für eine gewünscht größere Anziehung
oder erhoffte Rücksichtsnahme als Zusatz beigefügt. Viel kürzer und
auch verbreitet ist dagegen ein "QRP" (1x) vor dem abschließenden
"K" eines CQ-Rufs. Der Partner weiß somit auch um die geringe
Leistung und kann sich unmittelbar darauf einstellen.
Da Stationen mit geringen Sendeleistungen zwangsläufig geringere
Feldstärken beim Empfänger produzieren, sich dadurch leider auch
der Signal-/Rauschabstand
(S/N) verringert, dadurch Empfangsfehler wahrscheinlicher
werden, ergeben sich für die Praxis grundsätzlich:
- Einschränkungen bei kritischen Ausbreitungsbedingungen,
- größere Störungsanfälligkeiten durch ein Überhören und
- eine eingeschränkte Lesbarkeit (bei QSB / hohem Tempo)
Von großer praktischer Wichtigkeit sind
daher:
- ein langsameres, klares und fehlerfreies
Geben,
- ein gekonnt durchgeführter
FULL-BK-Betrieb (QSK),
- Nutzung funkbetrieblicher Kniffe bei
Fremdstörungen,
- Auswertung des
aktuellen Funkwetters (Baken/Ionodaten)
Und wie wird bei schwachen Signalen gemorst?
- Bevorzuge langsamere Morse-Geschwindigkeiten.
- Achte auf Signale zwischen deinen CW-Zeichen.
- Halte deine Durchgänge so effektiv wie möglich.
- Bevorzuge in den Durchgängen gleiche Inhalte.
- Wiederhole wichtige Daten doppelt oder dreifach.
- Telegrafiere immer normgerechte Morsezeichen.
- Achte auf klare Buchstaben- und Wortabstände.
- Sende ggf. deutlicher mit größeren Abständen.
- Einzelne Wiederholungen: kurz, klar, doppelt.
- Versetze dich verständnisvoll in den
Partner.
Wertvolle
Ergänzung: QRO-QRP-Praxishinweise der EUCW
Und ist es schwierig -
helfen diese Hinweise:
- Sende zu Zeiten geringer
Banddämpfungen,
orientiere dich an lauten FTx-Digitalsignalen.
- Rufe lieber starke Stationen an als selber rufen,
nicht nur nach ihrem CQ - auch nach ihrem SK.
- Sei gesucht und nutze gute Zeiten in Contesten.
- Sei gesucht und nutze den Funk in der Natur für
Diplomaktivitäten (z.B. xOTA, GMA,
WFF,...) und
trage es ggf. vorab auf einer ihrer Plattformen ein.
- Zeige dich bei gesuchten Aktivitäten im DX-Cluster.
- Wähle den besten Aufbauort für gute Abstrahlungen
und nutze eine gute Antenne mit geringen Verlusten.
- Ändere ggf. Antennenrichtung oder Antennenwinkel.
- Kontrolliere eigene Aussendungen im RBN-System.
- Und wichtig ist: Trotzdem ein wenig Geduld
haben!
Reizvoll sind hierbei auch Versuche
mit Sendeleistungen von (weit) unter einem Watt, dem sogenannten
QRPP oder VLP (Very Low Power). Hier bieten sich im "Trockentest"
die WEBSDRs an, die noch kleinste
eigene Signale auf der FFT-Wasserfalldarstellung darstellen können
- natürlich nur, wenn die Ionosphäre eine aktuell geringe Dämpfung
und/oder nur sehr geringe Reflexionsverluste hat. QRPP-Betrieb ist
Experimentierfunk!
Eine unbekannte Quelle beschrieb folgende
Formel: Empfundener Spaß = Entfernung (km) / Leistung (Watt)
8000 km / 750 W = geringer Spaßfaktor von 10,7
1000 km / 5 W = guter Spaßfaktor von 200
500 km / 1 W = Superfaktor von 500
Und ein Extrembeispiel aus QRSS mit
einem Milliwatt
439 km / 0,001 W = Wahnsinnsfaktor von
439.000!
Outdoor-Aktivitäten - Morsen in
der Natur
Attraktive Diplomaktivitäten für den QRP-Betrieb
Gerade der Funkbetrieb mit geringen Sendeleistungen ist für die
Nutzung in der Natur geeignet. Kleine Baugrößen, der unabhängige
Batteriebetrieb und die meist einfachen Portabel-Antennen geben dem
"Außerhaus-Betrieb" eine ganz besondere Note.
Hierbei wurden für den funkerischen Outdoor-Betrieb auf Inseln,
Bergen, Burgen, Parks, in Naturschutzgebieten und Leuchttürmen
nachstehende Diplom-Aktivitäten begründet, deren Seiten weitere
Informationen mit verwendeten Vorzugsfrequenzen zum Betrieb in der Natur
beinhalten.
Typisch für diese Kontakte sind sehr
kurze Verbindungen, da viele Anrufer eine Verbindungschance
erhalten sollen. Hier ergeben sich häufig sehr viele Anrufe
gleichzeitig (Pile-Up), die gerade den heimischen Funkamateuren das
Gefühl einer DXpedition geben.
Und was braucht man für das
besondere Funkabenteuer?
Je nach Intensität und Aufwand:
- Rucksack, wetterfeste Kleidung, Getränke/Verpflegung,
Kartenmaterial, etc.
- Funkgerät, Antenne mit Zubehör, Taste, Kabel, Stecker, Adapter,
Akku, etc.
- Decke oder Hocker mit Tisch, Schreib-/Werkzeug, Verbandsmaterial,
etc.
Die oben genannten Webseiten ergeben nähere Informationen. Die
Anforderungen für einen erfolgreichen Betrieb im Outdoor, in der
Natur, erfordern somit nicht nur eine tragbare Technik, sondern
zusätzlich auch ein erweitertes Wissen über betriebliche Tricks,
über den optimalen Aufbau der Station und auch eingehende
Kenntnisse über die Ausbreitungsbedingungen. Und: Outdoor ist
gesund und sportlich!
Bakenbeobachtung -
Hilfen zum (QRP-)Betrieb
Mag der Betrieb noch so perfekt sein - die Ionosphäre ist immer der
Boss!
Funkbaken sind automatisch sendende Amateurfunkstellen auf festen
Frequenzen zur Ermittlung offener Funkwege. Sie senden
grundsätzlich Mess- oder Dauertöne in öffentlich bekannter
Sendeleistung aus, die nur von der automatischen Ausgabe des
Baken-Rufzeichen in A1- oder auch F1-Morse unterbrochen wird. Durch
Einschätzung oder Vergleich der Güte der empfangenen Feldstärken
können Rückschlüsse auf die aktuellen Qualitäten der
(QRP-)Funkstrecken gezogen werden.
Die folgende Baken-Auswahl hilft beim Funkbetrieb mit kleinen
Sendeleistungen:
DKØWCY (JO44VQ)
sendet auf 3579 kHz von 07.20 - 09.00 und von 16.00 - 19.00 Uhr
Ortszeit. Auf der Frequenz 10144 kHz sendet diese Bake im
24h-Betrieb. Es werden Informationen zur Sonnenaktivität, zum
Erdmagnetfeld und Aurorawarnungen ausgestrahlt. Diese lassen
Rückschlüsse auf den Erfolg eigener Verbindungen zu.
OKØEU (JO70) -
Auf 3594,5 kHz senden fünf 1 Watt-Baken aus verteilten Standorten
mit einem Frequenzabstand von 4 Hz(!) für Mehrpunkt-Messungen.
Auffällig ist der etwas andere Höreindruck.
Langzeitbeobachtung OKØEU - Bandbreite 1,5
Hertz!
OKØEN (JO70AC) sendet
auf 3600 kHz im 24h-Betrieb mit einer QRPp- Sendeleistung von
150mW! Der Empfang zeigt auf diesem Band gute Bedingungen an!
Leider ist diese Frequenz häufig belegt. Dann ist ein wenig Geduld
angebracht.
OKØEU (JO70) -
Auf 7038,5 kHz senden drei 1 Watt-Baken aus verteilten Standorten
mit einem Frequenzabstand von 4 Hz(!) für Mehrpunkt-Messungen.
Auffällig ist der etwas andere Höreindruck.
NCDXF/IARU Das
berühmte International Beacon Network ist für die oberen Bänder
sehr empfehlenswert. Auf den Frequenzen 14.10, 18.11, 21.15, 24.93
und 28.20 MHz senden weltweite Stationen im 24h-Betrieb mit
Sendeleistungen von 100, 10, 1 und 0.1 Watt. Hier ist ein direkter
Vergleich mit der eigenen QRP-Station möglich - mp3-Hörbeispiel der finnischen Bake OH2B
(23KB).
Gleichwohl geben die Empfangsdaten des Reverse
Beacon Network (RBN) sowie die Meldungen des Weak Signal
Propagation Reporter Network (WSPRnet) Hinweise auf den Zustand
der ionosphäre. Geeignete Filtereinstellungen erleichtern hierbei
den Überblick.
Allgemeine
Funkwetteranalyse - "Funkregen oder Funksonne?"
Die ionosphärische Wellenausbreitung unterliegt starken Wandlungen.
Geben Funkbaken nur ungenügende oder keine Hinweise, ist die
Analyse der aktuellen Internet-Ionosphärendaten ein probates
Mittel. Die physikalischen Veränderungen werden von Instituten
erfasst und zeitnah veröffentlicht. Daraus ergeben sich gute
Anhaltspunkte für den erfolgreichen (QRP-)Betrieb. Hier hat der
Funkamateur eine hervorragende Quelle zur Beurteilung des aktuellen
Funkwetters.
Gerade im QRP-Betrieb sind gute Funkwege wichtig. Die besondere
Kunst liegt in der Nutzung der Funktrassen mit den geringsten
ionosphärischen Dämpfungen. Ideal ist der Betrieb im Bereich der
optimalen Frequenz (FOT), etwa 15% unterhalb der jeweils aktuellen
Grenzfrequenz (foF2). Hilfreich sind hierbei die Beobachtungen der
aktuellen Ionogramme naheliegender Ionosphären-Messstationen wie
Juliusruh auf Rügen, Dourbes in Belgien oder auch Pruhonice bei
Prag (siehe unten).
Die folgenden Quellen zeigen Warnungen, Hinweise auf geomagnetische
Störungen oder ionosphärische Stürme, Polkappen-Absorptionen,
Mögel-Dellinger-Effekte, Aurora und vieles mehr.
Ein alter "kommerzieller" Funkertrick lautet:
Mögel-Dellinger-Effekt: Frequenzwechsel nach oben!
Geomagnetische Störung: Frequenzwechsel nach unten!
Beachte: Gar keine Bedingungen gibt's nicht! Irgendwas geht
immer!
Aktuelle Hinweise ergeben sich aus den Ionogrammen, die
Rückschlüsse auf die Grenzfrequenz (foF2), Sporadic-E (foEs),
Spread-F, ionosphärischen oder geomagnetischen Störungen
erlauben.
- Ionosonde
Dourbes (Belgien)
-
Ionosonde Juliusruh (Rügen/Deutschland)
- Ionosonde Pruhonice (Prag/Tschechien)
Erläuterungen dazu auf der DARC-Seite (pdf-Datei).
|
|
|
©
DK5KE
|
|
|